Stress lass nach
Duftende Stressbewältigung
Kurzfristig kann Stress sehr sinnvoll sein und unsere Leistungsfähigkeit erhöhen. Auf lange Sicht betrachtet macht dauerhafter Stress allerdings krank und nimmt negativen Einfluss auf unseren Körper, unseren Geist und unsere Seele.
Oft erleben wir Stress als selbstverständlichen Bestandteil unseres Alltags und haben uns daran gewöhnt, gut zu funktionieren – ganz gleich wie müde wir in Wahrheit sind. Wir finden keine Möglichkeit aus diesem Modus des Funktionierens auszusteigen. Es lohnt sich, regelmäßig eine ehrliche Bestandsaufnahme zu machen und Bilanz zu ziehen, wie es uns geht, um gegebenenfalls etwas zu verändern. Auch kleine Veränderungen können schon viel bewirken.
Jeder Mensch reagiert ganz unterschiedlich auf verschiedene Situationen. Manche Menschen werden in bestimmten Situationen besonders heftig unter Strom stehen, während andere in einer vergleichbaren Situation sehr entspannt bleiben können. Unser Stresserleben und unser Umgang mit Stress sind sehr individuell und sind eng verwoben mit den Erfahrungen, die wir in unserem Leben bisher gemacht haben. Vielfach steckt der Wunsch nach Anerkennung hinter perfektionistischem, stresserzeugendem Leistungsdruck. Wenn Stress zum ständigen Begleiter wird und die Phasen zwischen Anspannung und Entspannung nicht mehr in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen, können sowohl auf körperlicher als auch auf seelischer Ebene Krankheiten entstehen, die im Extremfall zum sogenannten Burnout-Syndrom führen und die Betroffenen massiv in ihrem Leben einschränken. Chronischer Stress entsteht dadurch, dass Belastungssituationen lange anhalten oder immer wiederkehren. Der Mensch steht also unter Dauerstress, was ein massives gesundheitliches Risiko bedeutet, denn der Organismus wird beständig in einem „Zustand erhöhter Aktivierung gehalten.“ (Kaluza 2012: 34) Die Folgen sind unterschiedliche funktionelle Symptome oder gar ernsthafte Organerkrankungen. Es herrscht chronische Anspannung und auch in Zeiten, in denen eigentlich keine Belastung gegeben ist, findet der Körper keine Ruhe mehr.
Wie Stress entsteht
Stress kann durch unser Umfeld bzw. unsere Umwelt verursacht werden oder auch von innen gewissermaßen hausgemacht sein. Bei jedem alltäglichen Stressgeschehen handelt es sich immer um ein „Zusammenspiel von äußeren Belastungsfaktoren einerseits und inneren persönlichen Stressverstärkern andererseits.“ (ebd. 2012: 14)
1974 hat der Psychologe Richard Lazarus das Transaktionale Stressmodell veröffentlicht: Nicht der Stressor selbst ist Auslöser der Stressreaktion, „sondern dessen subjektive Bewertung.“ (Strobel 2018: 22) „Unsere persönliche Wahrnehmung entscheidet, ob wir Stress erleben oder nicht.“ (ebd. 2018: 22)
Die Auswirkungen von Stress
Stress kann sich auf unterschiedlichen Ebenen auswirken.
Auf der körperlichen Ebene kommt es unter Stress zu vielen Veränderungen, die allesamt eine Aktivierung von diversen Körperfunktionen bewirken sollen. Energie wird mobilisiert, um uns innerhalb von kürzester Zeit in Handlungsbereitschaft zu versetzen. Über einen längeren Zeitraum anhaltende Stressreaktionen führen zu Erschöpfung und haben negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Stressreaktionen können sich massiv auf unseren Körper auswirken und umfassen sowohl die Bereiche Gehirn, Atmung, Herz-Kreislauf, Muskulatur, Stoffwechsel, Haut, Sexualität, Immunsystem sowie das Schmerzempfinden. (vgl. Kaluza 2012: 10ff.)
Auf der kognitiv-emotionalen Ebene umfasst die Stressreaktion „innerpsychische Vorgänge“, d.h. „alle Gedanken und Gefühle, die bei der betroffenen Person in einer belastenden Situation ausgelöst werden.“ (ebd. 2012: 11) Kognitiv-emotionale Stressreaktionen sind zum Beispiel innere Unruhe, Nervosität, Unzufriedenheit, Ärger, Wut, Versagensängste, Angst vor einer Blamage, Hilflosigkeit, Selbstvorwürfe, Gefühle von Schuld, sich im Kreis drehende Gedanken, Denkblockaden und Konzentrationsschwierigkeiten. (vgl. ebd. 2012: 11)
Stressverhaltensweisen
Auch typische Stressverhaltensweisen werden sichtbar, die meist auf längere Sicht gesehen dysfunktional sind: ungeduldiges Verhalten, „Betäubungsverhalten“ (vermehrter Konsum von Nikotin, Alkohol, Koffein, Beruhigungs- oder Aufputschmitteln), „unkoordiniertes Arbeitsverhalten“ (so viel wie nur möglich auf einmal erledigen wollen, mangelnde Planung, Verlegen von Dingen), „motorische Unruhe“ (mit den Fingern trommeln, die Beine nicht still halten können) oder auch ein „konfliktreicher Umgang mit anderen Menschen“. (ebd. 2012: 11)
Stressbewältigungsmechanismen
„Zur Stressbewältigung zählen einerseits Verhaltensweisen, die mittel- bis langfristig günstige Folgen haben. Andererseits gehören aber auch Verhaltensweisen dazu, die ungünstige Folgen nach sich ziehen (z.B. Anspannungsreduktion durch Alkoholmissbrauch).“ (Eckert/Tarnowski 2017: 30) Die Stressverarbeitungsformen lassen sich zunächst in „annähernde und vermeidende Stressbewältigung“ unterteilen. (ebd. 2017: 33) Annähernde Stressbewältigung meint etwa Entspannung, Selbstberuhigung, Unterstützung suchen, Probleme analysieren. Vermeidende Stressbewältigung umfasst etwa Substanzmissbrauch, sozialen Rückzug, Vermeidungsverhalten sowie Resignation. (vgl. ebd. 2017: 33)
Fest steht auf jeden Fall, dass bereits die ersten Anzeichen von Stress Signalwirkungen haben.
Stressreaktionen natürlich lindern
Für regelmäßige Ruhe- und Erholungsphasen zu sorgen, ist besonders empfehlenswert, um gar nicht erst in einen chronischen Stresszustand zu geraten. Es ist von besonderer Bedeutung, dass wir uns bewusst dazu entscheiden, Pausen zu machen – und zwar mehrmals täglich! Kleine Erholungspausen sind für die Erhaltung unserer Gesundheit essentiell. „Wir wissen aus unterschiedlichen Studien sehr gut, dass der Wechsel von Sympathikus und Parasympathikus – also der Wechsel von Aktvierung und Erholung – wichtig ist. Und wir wissen auch, dass dieser Wechsel täglich mehrmals stattfinden sollte. Also: Der Jahresurlaub reicht für Erholung nicht aus, das muss schon täglich (und möglichst mehrmals) passieren. Viele kleine Pausen sind effektiver als wenige lange Pausen.“ (Eckert/Tarnowski 2017: 148)
Bewegung, gesunde Ernährung und genügend Schlaf sind wichtige Möglichkeiten, um geschwächten Abwehrkräften entgegenzuwirken – vor allem ein erholsamer Schlaf sollte ein zentrales Anliegen sein, denn unser Immunsystem verrichtet „einen großen Teil seiner Arbeit im Schlaf.“ (Kaluza 2012: 36)
Mit den passenden Kräutern, Gewürzen, ätherischen Ölen und Nahrungsmitteln können wir sehr viel bewirken. Das Pflanzenreich bietet uns einerseits wertvolle Tonika an, mit denen wir unsere Energie wieder aufladen können. Andererseits stellt uns die Natur eine breite Palette an entspannenden Düften zur Verfügung. Bereits die ersten Anzeichen von Stress können so auf natürliche Weise gelindert werden.
Düfte berühren unsere Seele und wirken auf schonendem Weg im gesamten Organismus. Eine Duftlampe kann unser Wohn- oder Arbeitszimmer in einen Kräutergarten verwandeln. Die aromatische Stimmung erhellt unser Gemüt innerhalb kürzester Zeit. Der blumige Duft des Rosenöls kann in einem Körperöl oder als Badezusatz für Ausgeglichenheit sorgen. Eine Tasse Lavendeltee oder das ätherische Lavendelöl rasch beruhigen. Erfrischende Zitrusdüfte heben unsere Stimmung und beleben unseren Geist. Eine Meditation oder eine andere Entspannungstechnik kann durch ätherische Öle unterstützt werden.
Duftende Hilfe
Raumspray „Duftende Auszeit“
Inhaltsstoffe:
30 ml Weingeist
8 Tropfen Limettenöl
2 Tropfen Zitronenverbenenöl
1 Tropfen Kardamomöl
Zubereitung:
– Weingeist in saubere, lichtgeschützte Glasflaschen füllen.
– Die ätherischen Öle dazu träufeln und mit einer Zerstäuberpumpe verschließen.
Die Mischungen immer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren, dunkel und kühl lagern!
Roll-On „Dolce far niente“
Inhaltsstoffe:
10 ml Weingeist
2 Tropfen Zitronenverbenenöl
8 Tropfen Rosengeranienöl
3 Tropfen Limettenöl
1 Tropfen Vanille-Extrakt
Zubereitung:
– Die ätherischen Öle mit dem Weingeist vermischen und in saubere Roll-On-Behälter füllen.
Vorsicht: Zitronenverbenenöl wirkt photosensibilisiernd, d.h. nach Anwendung auf der Haut sollten Sonne und Solarium für einige Stunden gemieden werden.
Teemischung „Take it easy“
Diese Teemischung wirkt angenehm entspannend. Die angegebene Menge reicht für die Zubereitung mehrerer Tassen Tee.
3 g Angelikawurzel
1 g Süßholzwurzel
6 g Ringelblumenblüten
5 g Rosenblüten
5 g Melissenkraut
10 g Zitronenverbene
Literatur
Eckert, Marcus/Tarnowski, Torsten (2017): Stress- und Emotionsregulation. Trainingsmanual zum Programm Stark im Stress. Weinheim: Beltz.
Kaluza, Gert (2012): Das Stresskompetenz-Buch. Stress erkennen, verstehen, bewältigen. Gelassen und sicher im Stress. Berlin/Heidelberg: Springer.
Strobel, Ingrid (2018): Stressbewältigung und Burnoutprävention. Einzelberatung und Leitfaden für Seminare. Stuttgart: Thieme.
Duftende Stressbewältigung