Neujahrsvorsätze

Der Jahreswechsel hat für mich immer etwas Magisches. Der Zauber des Anfangs umgibt uns. Das vergangene Jahr ist zu Ende, wir können darauf zurückblicken und betrachten was wir hinter uns lassen. Was wir aus diesem neuen Jahr machen, wie wir unser Leben gestalten und welche Überraschungen auf uns warten ist noch völlig offen.

Neujahrsvorsätze – einmal anders gedacht

Wenn wir uns so umsehen, dann werden wir feststellen, dass viele von uns sich etliches vorgenommen haben für die bevorstehenden zwölf Monate. Neujahrsvorsätze sind in aller Munde: Wir suchen immer und immer wieder nach Möglichkeiten der Selbstoptimierung. Der Jahreswechsel scheint immer auch so etwas wie eine mahnende Stimme in uns hervorzurufen, die uns daran erinnert, was wir alles ändern sollten. Dabei sind wir oft hart zu uns selbst, legen eine Strenge an den Tag und versuchen unsere Vorhaben mit aller Willenskraft durchzusetzen. Irgendwann merken wir dann vielleicht, dass es uns dabei im Grunde genommen nicht besonders gut geht. Möglicherweise haben wir zwar abgenommen, fühlen uns aber dennoch nicht wohler. Oder wir ernähren uns gesünder (was auch immer das eigentlich genau bedeuten mag, denn mittlerweile gibt es unzählige Ernährungsweisen und Studien über Ernährung, die einander sogar widersprechen – aber dazu ein andermal mehr), fühlen uns aber dennoch nicht besser. Oder wir betreiben nun endlich Sport, unser Körper schmerzt aber weiterhin. Die guten Neujahrsvorsätze sind dann schnell wieder vergessen.

Freude, Dankbarkeit und Staunen

Vielleicht wäre es mal ein wirklicher Neubeginn, wenn wir uns gar nichts vornehmen. Wenn wir den Fokus einfach mal auf die Freude in unserem Leben legen. Wenn wir dankbar sind für das, was ist. Wenn wir dankbar sind für die Menschen, die wir in unserem Leben haben. Wenn wir dankbar sind für die Erfahrungen, die wir bisher machen durften. Wenn wir auch dankbar sind für all das, was wir an uns und um uns herum als nicht perfekt wahrnehmen. Wenn wir dankbar dafür sind, dass wir manchmal auch scheitern und dann die Kraft haben wieder aufzustehen und weiterzumachen.

Nehmen wir uns nur vor, dass wir uns bewusst machen, was gut in unserem Leben ist. Wenn wir in uns hineinhören, dann wissen wir alle sehr genau, was in unserem Leben vielleicht nicht ganz so ist wie erhofft. Wir wissen, welche Schrauben wir drehen müssten. Aber müssen wir uns ständig selbst optimieren? Sollte es nicht viel mehr darum gehen, dass wir wieder ein feines Gespür für unsere Bedürfnisse entwickeln, auf uns Acht geben?

Hören wir auf uns zu verbiegen, uns immer wieder mit Härte zu behandeln, ständig alles besser machen zu wollen! Finden wir stattdessen wieder ins kindliche Staunen. Das Leben hält so viel Schönes bereit für uns. Abschließend noch ein paar Worte zum Staunen, nicht von mir, sondern von Erling Kagge: „Es gibt eine Menge Dinge im Leben, über die sich staunen lässt. Es ist eine der reinsten Freuden, die ich mir vorstellen kann. Ich mag dieses Gefühl. Ich staune oft, ja, ich staune nahezu überall: Auf Reisen, wenn ich lese, wenn ich Menschen begegne, wenn ich schreibe, wenn ich spüre, wie mein Herz schlägt, oder sehe, wie die Sonne aufgeht. Das Staunen gehört zu den stärksten Kräften, die uns in die Wiege gelegt wurden. Und gleichzeitig ist es eine der schönsten Fähigkeiten, die es gibt.“ (Kagge 2017 :19; Hervorhebungen im Original)

Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen Start in dieses neue Jahr!

Literatur

Kagge, Erling (2017): Stille. Ein Wegweiser. Berling: Insel Verlag.