Sinnvoll schenken
Weihnachten steht vor der Türe und viele von uns stellen sich die Frage, was sie schenken sollen. Wie können wir eigentlich sinnvoll schenken? Welche Möglichkeiten gibt es diesbezüglich? Sollen wir einander überhaupt etwas schenken?
Wenn wir Mitte Dezember einen Einkaufsbummel in Wien wagen, dann wird der Weihnachtswahnsinn so richtig sichtbar: Menschenmassen drängen sich durch grell beleuchtete Geschäfte, die meisten Menschen wirken besonders gestresst und die Suche nach dem „perfekten“ Geschenk gestaltet sich äußerst mühsam. Aus Mangel an Ideen oder schlicht und einfach deshalb, weil unser Gegenüber doch eigentlich schon alles hat, schenken wir oft Dinge, die weder Freude bringen noch nützlich sind.
Wenn man sich mit dem gegenwärtigen Konsumwahn näher befasst, kommt einem eigentlich das Grauen. Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse und hochgiftige Chemikalien sind fast schon die Norm in der Textilindustrie geworden. Nach Alternativen zu suchen benötigt Geduld. Die Herstellung von unseren heiß geliebten Elektronikgeräten frisst Ressourcen und schadet unserer Umwelt in hohem Maß. Schokoladepralinen sind gefüllt mit Zucker und synthetischen Aromen, die unserer Gesundheit wohl nicht dienen. Kosmetika und Parfums sind voll mit Substanzen, die eigentlich nicht auf unsere Haut sollten.
Sind die Geschenke erst einmal ausgepackt entstehen Berge an Müll: Geschenkpapier wandert in den Mülleimer, Plastikverpackungen kommen gleich mit dazu. Alle Produkte, die wir kaufen, durchlaufen drei Phasen: Produktion, Vertrieb und Entsorgung. Als Nebenprodukt dieser Phasen entstehen meist Schadstoffe. Auch die Produktionsbedingungen sind oft fragwürdig. (vgl. Jay 2016: 291)
Nun naht das Weihnachtsfest in großen Schritten und viele von uns haben wahrscheinlich noch keine Geschenke und sind deswegen schon ein wenig unter Strom. Wie wäre es, wenn wir dieses Jahr ein wenig umdenken und uns Alternativen überlegen? Wer nicht gänzlich auf den Austausch von Geschenken verzichten möchte, findet hier einige Anregungen.
Auf materielle Geschenke verzichten
Wir könnten auf materielle Geschenke verzichten. Schenken wir einander doch einfach etwas Zeit. Wir können zum Beispiel miteinander kochen, mit nahrhaften und wertvollen Lebensmitteln. Wir könnten eine gemeinsame Wanderung planen oder zusammen ins Theater gehen.
Wenn wir etwas besonders gerne tun (z.B. Cremen rühren, kochen, photographieren, musizieren, usw.) können wir anderen auch anbieten gemeinsam zu rühren, ein bestimmtes Rezept auszuprobieren, Fotos zu machen oder zu musizieren.
Gemeinsam spenden
Eine weitere Möglichkeit auf materielle Geschenke zu verzichten wäre, wenn wir uns innerhalb unserer Familie oder in unserem Freundeskreis darauf einigen für eine wohltätige Organisation zu spenden oder in einer Suppenküche auszuhelfen. Auch hier verbringen wir bei der Auswahl der Organisation Zeit miteinander und/oder helfen gemeinsam.
Sinnvoll schenken – Ideen für materielle Geschenke
Wenn wir uns dafür entscheiden doch etwas zu schenken, dann könnten wir zunächst einmal genauer über das Schenken und die zu Beschenkenden nachdenken, bevor wir Sinnloses einkaufen.
Was ist wirklich gebraucht oder bringt tatsächlich Freude?
Wir könnten uns überlegen, was unser Gegenüber eigentlich wirklich braucht oder was dem oder der Beschenkten tatsächlich Freude bringen würde. Wir können einen achtsamen Umgang mit dem Austausch von Geschenken entwickeln, in dem wir unsere Familie und FreundInnen fragen, was diese sich wünschen und nur Dinge schenken, die auch benötigt werden. Wenn wir Kinder beschenken, dann könnten wir die Eltern fragen, was derzeit gebraucht ist und nicht das zwanzigste Plüschtier anschaffen, das dann irgendwo in einer Ecke des Kinderzimmers verstaubt.
Sinnvoll schenken – Geschenke selber machen
Bevor wir industriell gefertige Nahrung oder Kosmetikartikel kaufen, die in Wahrheit alles andere als wohltuend sind, können wir viele Geschenke auch selbst herstellen. Diese selbst gemachten Geschenke bringen außerdem unsere Wertschätzung für unser Gegenüber noch einmal mehr zum Ausdruck, da wir das Präsent extra für die jeweilige Person herstellen (und nicht bereits hergestellt kaufen). Wir müssen uns im Vorfeld überlegen, was unserer Freundin, unserem Partner oder unserer Mutter gefallen könnte – mit welchen Gewürzen die selbst gemachte Schokolade verfeinert werden soll oder welche Duftnoten das selbst gerührte Körperöl beinhalten könnte. Der Vorteil solcher Geschenke besteht darin, dass wir wissen, was diese enthalten und wir uns für biologische und fair gehandelte Rohstoffe entscheiden können, aus denen wir dann individuelle Kreationen selbst anfertigen und so sinnvoll schenken.
Hochwertige Produkte kaufen oder bereits Vorhandes schenken
Wenn wir nichts selber machen wollen, dann können wir uns überlegen, von wo wir Produkte beziehen und uns vielleicht sogar damit auseinandersetzen, wie diese hergestellt werden. Wir könnten etwa die heimische Kreativszene mit unserem Kauf unterstützen oder regionale Lebensmittel verschenken. Kleider könnten auch in Secondhandläden gekauft werden.
Eine weitere Option wäre es, für unsere Dinge ein neues Zuhause zu finden. Das sollte natürlich im Vorfeld mit FreundInnen und Familienmitgliedern abgesprochen werden. Wenn ein guter Freund sich ein Küchengerät wünscht, das wir im Repertoire haben und kaum benutzen, wäre es dann nicht sinnvoll, wenn dieses Gerät in den Besitz von jemanden gerät, der/die es auch regelmäßig verwenden kann? Wenn wir alte Platten zuhause haben, die wir nur selten hören, die sich eine Freundin aber unbedingt wünscht, wäre es dann nicht gut, diese Platten herzugeben? Wir könnten so wieder Ressourcen schonen: Dinge bleiben im Umlauf, die Energie für die Produktion wird gespart, usw.
Mitbringsel
Die Feiertage sind auch die Zeit, in der wir meist bei Verwandten und FreundInnen eingeladen sind und entweder etwas mitbringen oder etwas bekommen. Wir können auch hier einiges beachten: Zunächst könnten wir klären, ob Mitbringsel überhaupt erwünscht sind. Das mag vielleicht komisch klingen, aber wieso eigentlich nicht? Wie viele von uns haben etliche Weinflaschen zuhause (und trinken diese vielleicht gar nicht) oder bekommen regelmäßig die gleichen Schokoladepralinen (die auch nicht gegessen, sondern erst recht wieder verschenkt werden oder verderben)? Vielleicht schenken wir stattdessen Einkaufsgutscheine für Lebensmittel? Dann können unsere Lieben selbst entscheiden, was sie möchten? Oder wir machen einige Vorschläge und lassen unsere Tante oder unseren Onkel, bei dem wir über Weihnachten zu Besuch sind, selbst entscheiden? So vermeiden wir, dass Dinge ungenutzt bleiben und dann vielleicht sogar weggeschmissen werden.
Nachhaltige Verpackung
Wenn wir nicht auf das Verpacken verzichten können, dann gibt es auch im Bereich der Geschenkverpackung einige ressourcenschonende Möglichkeiten. Wir können auf herkömmliches Geschenkpapier zur Gänze verzichten und stattdessen alles in Zeitungspapier wickeln – vielleicht findet sich sogar ein spannender Artikel, den der/die Beschenkte auch gleich noch lesen kann. Wir können auch unsere Verwandtschaft darum bitten, dieses Jahr die Geschenke nur in bereits vorhandenes Papier zu packen und nur Schleifen zu verwenden, die sie noch zuhause gesammelt haben und die weiter im Umlauf bleiben können.
Als dekorative Elemente eignen sich Naturmaterialien wunderbar: Tannenzweige oder Tannenzapfen zieren Geschenke genauso hübsch wie getrocknete Apfel- und Orangenscheiben oder Zimtstangen. So können wir einige Dekorationselemente dann auch gleich weiter verwenden. Zimt eignet sich hervorragend zum Würzen, Apfel- und Orangenscheiben können unseren Wohnräumen eine dekorative Note verleihen und Tannenzweige und Zapfen unsere weihnachtliche Tafel verzieren.
Literaturempfehlungen
Jay, Francine (2016): Less is more. Von der Freude des Weglassens. München: mosaik.
Weitere Empfehlungen:
Wringham, Robert (2016): Ich bin raus. Wege aus der Arbeit, dem Konsum und der Verzweiflung. München: Heyne.