Fastenzeit
Die Fastenzeit wird mit Verzicht assoziiert. Wir sollten auf alles Mögliche verzichten – meist auf die Dinge, die für uns schon selbstverständlich geworden und fixer Bestandteil des Alltags sind. Wir eilen durch die Woche, kommen oft aus verschiedensten Gründen nicht zum Kochen, greifen dann vor lauter Hektik zu etwas Süßem, gönnen uns eine große Portion Schokolade oder ein Glas Wein zur Entspannung. Manchmal werden es dann auch schnell zwei oder drei Gläser. In der Früh kommen wir oft ohne Kaffee kaum in die Gänge und nach dem deftigen Wiener Schnitzel am Abend können wir vor lauter Völlegefühl nicht einschlafen. Wir liegen hellwach in unserem Bett, unsere Gedanken kommen nicht zur Ruhe, wir gehen unsere To-do-Liste für den nächsten Tag durch und ärgern uns über das, was wir heute wieder nicht erledigen konnten. Um uns abzulenken und vielleicht sogar um endlich abschalten zu können, schalten wir den Fernseher ein, zappen durch das TV-Programm, schlafen dann irgendwann endlich ein und wachen am nächsten Morgen erschöpft auf. Am Wochenende sind wir dann oft zu müde, um raus zu gehen und ein bisschen Bewegung an der frischen Luft zu machen. Wir bestellen uns schnell eine Pizza, weil wir keine Lust darauf haben uns auch noch an den Herd zu stellen.
Und täglich grüßt das Murmeltier
Dann kommt die Fastenzeit und unsere innere Stimme erinnert uns mahnend daran, dass wir zumindest in dieser Zeit wieder mehr auf uns achten sollten. Viele nehmen diese Zeit zum Anlass kurzfristig zu verzichten, freuen sich aber bereits zu Beginn der Fastenzeit insgeheim schon wieder auf das Ende des Verzichts. Danach geht es weiter mit den alten, so lieb gewonnenen Angewohnheiten, die uns zwar auf Dauer gesehen überhaupt nicht gut tun, aber meist vorübergehend Erleichterung bringen. Wer kennt es nicht, das zufriedenstellende Gefühl nach einem Stück Torte oder einem guten Glas Wein? Und täglich grüßt das Murmeltier. Schnell sind die guten Vorsätze wieder vergessen und wir sind wieder im üblichen Alltagstrott mit den altbekannten Gewohnheiten. So ganz wohl fühlen wir uns zwar nicht in unserer Haut, aber was soll es – zumindest haben wir zuvor ein bisschen verzichtet.
Langfristige Veränderungen
Wir könnten die Fastenzeit doch aber auch mal als Anlass nehmen auch langfristig etwas in unserem Leben zu verändern und nicht nur über einen kurzen Zeitraum gewisse „Genussmittel“ und Angewohnheiten wegzulassen. Wir könnten die Fastenzeit als eine Zeit betrachten, in der wir bewusst entscheiden, was wir auf lange Sicht in unserem Leben etablieren möchten – als eine Zeit, in der wir uns ganz offen damit auseinandersetzen, was unser Körper eigentlich braucht und was uns tatsächlich gut tut.
Sich Zeit lassen für Veränderungen
Für mich geht es in der Fastenzeit darum, dass wir neue Blickwinkel bekommen und wieder ein Gefühl für uns selbst entwickeln. Es geht um eine Bewusstmachung von all den Dingen, die bereits gut sind in unserem Leben und darum ein feines Gespür dafür zu entwickeln, was anders werden könnte. Es geht darum Altes loszulassen und von Gewohnheiten dauerhaft Abschied zu nehmen, die unserer Lebensenergie in Wahrheit nicht dienen. Und es geht darum sich Zeit zu geben, damit Veränderung auch wirklich entstehen kann und Geduld mit sich selbst zu haben. Es ist wirklich nicht immer einfach Altbekanntes zu verabschieden und oftmals müssen wir einige Anläufe nehmen bis uns Veränderung wirklich gelingt und wir die Muster dahinter verstehen. Verständnis für sich selbst aufzubringen und Geduld zu haben sind ganz wesentlich, damit wir Neues gestalten können. Es braucht Zeit und wir dürfen uns diese Zeit auch nehmen. Manche Prozesse dauern etwas länger, müssen reifen. Verena Kast hat ein wunderschönes Buch mit dem Titel „Seele braucht Zeit“ geschrieben, das ich wirklich empfehlen kann. Nicht nur unsere Seele braucht Zeit, auch unser Körper benötigt Zeit um zu regenerieren, vor allem nach besonders stressigen Lebensphasen.
Veränderung darf natürlich auch schnell gehen, keine Frage. Und so manches lässt sich auch ganz einfach umsetzen und integrieren. Aber eben nicht alles. Und das ist auch gut so. Es ist wertvoll, einen liebevollen Umgang mit sich selbst zu entwickeln und sich nicht selbst zu verurteilen, wenn es mal nicht so läuft, wie wir es eigentlich geplant hätten.
Anerkennen, was ist
Oft sind wir so sehr in unserem Hamsterrad gefangen und mit unseren Gewohnheiten verwoben, dass wir gar nicht wissen, wie es weitergehen soll und dass wir auch keine Idee haben, wie sich ein gesunder Körper, ein klarer Geist und eine kraftvolle, in sich ruhende Seele eigentlich anfühlen. Wir haben Angst vor dem Neuen, Angst dass wir Vorsätze nicht umsetzen können, Angst nicht anerkannt zu werden. Hier ist es oft sehr hilfreich, wenn wir einfach mal anerkennen, was ist und uns auch eingestehen, dass wir vielleicht Impulse von außen brauchen. Manchmal kommen diese Impulse ganz durch Zufall. Wir gehen hinaus in die Natur und begegnen etwas, das uns zutiefst bewegt und in uns einen Prozess in Gang setzt. Manchmal treffen wir auf Menschen, die uns wirklich berühren und die uns durch ihre Sichtweisen neue Perspektiven ermöglichen. Ein anderes Mal wird uns eine Melodie verändern oder wird uns ein gutes Buch Mut machen und neue Wege aufzeigen. Neue Wege zu gehen kann sehr ungemütlich und herausfordernd sein und auch einige Emotionen hervorrufen, mit denen wir nicht gerechnet haben. Dennoch lohnt es sich.
Uns auf die Freude konzentrieren
Bei all unseren Vorhaben, unsere Gesundheit zu stärken und unseren Lebensstil zu ändern bleibt so oft die Freude auf der Strecke. Wir konzentrieren uns so sehr auf den Verzicht und darauf, was wir alles nicht mehr sollten und vergessen dabei ganz oft, was gut ist in unserem Leben und was wir alles gewinnen dank der Veränderung.
Wir gewinnen unsere Gesundheit zurück, wir gewinnen Klarheit, Zufriedenheit, Kraft und einen Körper, in dem wir uns zuhause fühlen. Wir gewinnen Lebendigkeit und Lust. Wir gewinnen Inspiration. Wir erleben Verbindung zu uns selbst und gehen in Resonanz mit unserer Umwelt. Wir lassen uns auf das Leben ein – mit all seinen Höhen und Tiefen. Wenn wir uns dafür entscheiden wirklich zu verändern, dann braucht es keinen Verzicht mehr – dann nehmen die Dinge irgendwann von selbst ihren Lauf und wir übernehmen Verantwortung für uns selbst. Unlängst habe ich bei einer Lesung folgenden Satz gehört: „Für sich selbst Verantwortung zu übernehmen ist ein ernst zunehmendes Projekt.“ Es ist ein ernst zunehmendes Projekt, das mit vielen Herausforderungen, aber vor allem mit ganz viel Freude und Fülle verbunden ist!
Unterstützung bei Veränderungsprozessen
Veränderungsprozesse können übrigens auch sehr schön mit der Hilfe von Kräutern und ätherischen Ölen unterstützt werden. Wir können die Freude betonen, in dem wir zum Beispiel mit Zitrusfrüchten arbeiten. Mehr dazu habe ich bereits im Blogbeitrag über ätherische Zitrusöle geschrieben. Wir können unsere Selbstliebe stärken und Traurigkeit überwinden, in dem wir Blütenöle wie zum Beispiel die Rose verwenden. Unsere Durchsetzungskraft können wir mit Nadelölen intensivieren und Lavendelöl (Lavandula angustifolia) etwa kann Klarheit in unsere Gedanken bringen.
Gedankenkarussell
Wenn unsere Gedanken sich immer und immer wieder im Kreis drehen und wir das Gefühl haben, wir treten auf der Stelle, kann die folgende Mischung hilfreich sein, um unseren Geist sozusagen zu entkrampfen und uns gut zu erden.
Inhaltsstoffe:
3 Tropfen Mandarine (Citrus reticulata)
2 Tropfen Majoran (Origanum majorana)
1 Tropfen Vetiver (Vetiveria zizanoides)
Zubereitung:
– Die ätherischen Öle in die mit Wasser befüllte Schale der Duftlampe träufeln.
Geborgenheit
Diese Mischung ist hilfreich, wenn wir ein wenig Geborgenheit benötigen und uns mit Duft einhüllen möchten.
Inhaltsstoffe:
3 Tropfen Bergamotte (Citrus bergamia)
1 Tropfen Melisse 10:90 (Melissa officinalis)
1 Tropfen Rose bulgarisch 10:90 (Rosa damascena)
1 Tropfen Jasmin (Jasminum grandiflorum)
1 Tropfen Vanille (Vanilla planifolium)
Zubereitung:
– Die ätherischen Öle in die mit Wasser befüllte Schale der Duftlampe träufeln.
Literaturempfehlungen:
Hüther, Gerald (2014): Was wir sind und was wir sein könnten. Ein neurobiologischer Mutmacher. Frankfurt am Main: Fischer.
Kast, Verena (2014): Seele braucht Zeit. Freiburg im Breisgau: Kreuz.
Riemann, Fritz (201341): Grundformen der Angst. München: Reinhardt.
Röhr, Heinz-Peter (2015): Die Kunst, sich wertzuschätzen. Angst und Depression überwinden. Selbstsicherheit gewinnen. Ostfildern: Patmos.